65 Jahre und kein bisschen leise – Die Unteroffizier-Kameradschaft im BMVg

Es war der 4. Juli 1956, als 75 Unteroffiziere in der Bonner Ermekeilkaserne bereits im ersten Jahr der Bundeswehr die Unteroffizier-Kameradschaft im Bundesministerium der Verteidigung gründeten. Sie ist damit die traditionsreichste Unteroffiziersvereinigung der deutschen Streitkräfte. Werfen wir einen Blick in 65 Jahre UK-BMVg.

„Alle aktiven und ehemaligen Angehörigen der Laufbahngruppe der Unteroffiziere sowie der vergleichbaren Gruppen der Beamten und Arbeitnehmer können auf freiwilliger Basis Mitglied der Kameradschaft werden.“ So heißt es in der Satzung der Kameradschaft, die sich 2007 für alle Unteroffiziere, vergleichbare Beamte und Arbeitnehmer der Bundeswehr öffnete – unabhängig von ihrem jeweiligen Standort. Ein Wandel mit offenkundigem Erfolg. Denn mittlerweile kann die Kameradschaft mit aktuell rund 200 Mitgliedern auf mehr als 23.000 Tage ihres Bestehens zurückblicken.

Wie viele andere Organisationen und Vereine auch, musste die UK-BMVg im vergangenen Corona-Jahr ihre Verbandsarbeit deutlich umstellen. „Aber 65 Jahre Unteroffizier-Kameradschaft sind definitiv ein Grund zum Feiern – und dieses Datum werden wir gebührend begehen“, sagt Oberstabsfeldwebel Karl-Uwe Hahn. Er leitet seit 2015 als Vorsitzender den sechsköpfigen Vorstand, der von der Mitgliederversammlung der UK gewählt wird. Für ihn steht das Kürzel BMVg nicht nur als Synonym für den Bendler-Block, sondern vor allem für Bereitschaft, Motivation, Verantwortungswille und Gemeinschaft.

Ein internationaler Meilenstein

Vor 50 Jahren beschloss die UK-BMVg, die Kontakte zu den in Deutschland akkreditierten Militärattachés zu etablieren – eine inzwischen fast eigene Tradition. Zuletzt erhielt im August 2020 der langjährige Präsident des Verbandes der Mitarbeiter der Militärattachés (VMM), der österreichische Vizeleutnant Anton Noggler, das Ehrenkreuz der Bundeswehr in Bronze. Es war das erste Mal seit über 20 Jahren, dass die Kameradschaft einen Antrag auf eine solch hohe Auszeichnung eines ausländischen Mitarbeiters der in Deutschland akkreditierten Militärattachés stellte. Für Hahn ist das Besondere etwas Selbstverständliches: „Aus gemeinsamen Veranstaltungen mit dem VMM sind Freundschaften entstanden, die selbst nach dem Ende der Dienstzeit bleiben.“

Hahn erinnert daran, dass bis zur Wiedervereinigung Deutschlands alle Aktivitäten der Kameradschaft ausschließlich in Bonn stattfanden. Das reicht vom Familientag, Kinderfest oder Patenschaften bis zum Biwak auf der Hardthöhe, Spendenaktionen oder öffentlichen Auftritten wie bei der Kranzniederlegung zum Volkstrauertag in Duisdorf. Und so gratulierten zum 25-jährigen Bestehen der UK vor 40 Jahren ganz herzlich der damalige Bundesverteidigungsminister Hans Apel, der Bonner Oberbürgermeister Hans Daniels, sowie der Generalinspekteur und späteres Ehrenmitglied der Kameradschaft, General Jürgen Brandt.

„Mit der Verlagerung von Teilen des Verteidigungsministeriums nach Berlin begannen auch an diesem Standort unsere Aktivitäten“, sagt Hahn weiter. Seit dem Jahr 2000 findet in Berlin der jährliche internationale Empfang statt, um nicht nur den Kontakt zu Politik und zu ausländischen Kameraden zu pflegen, sondern den internationalen Freunden zugleich „einen würdigen Rahmen für Ihre Verabschiedung aus Deutschland zu bieten“. Der internationale Empfang gilt mittlerweile als ein Höhepunkt der Netzwerkpflege – ist doch diese Zusammenarbeit mit zahlreichen internationalen Kameradinnen und Kameraden ein Alleinstellungsmerkmal der UK-BMVg.

Feste arbeiten, Feste feiern

Überhaupt will Feiern gut organisiert sein. Ehrengast beim ersten „Ball der Unteroffiziere“ vor 55 Jahren auf der Hardthöhe war der damalige Verteidigungsminister Georg Leber. 1976 – zum 20-jährigen Bestehen der UK – konnten unter anderem der damalige Wehrbeauftragte Willi Berkhan, Staatssekretär Fingerhut oder die Generalleutnante Wust, Heinz und Hildebrandt auf dem Ball begrüßt werden.

1978 gab es dann den 1. Karnevalsball der Unteroffizier-Kameradschaft im Bundesministerium der Verteidigung mit einem eigenen Karnevalsorden. Und 1996 wurde zum 40. Jahrestag der Unteroffizier-Kameradschaft unter dem Bonner  Motto „Jeck em Blood, es emmer jood“ auch wieder ein spezieller Karnevals-Orden aufgelegt.

Netzwerke haben eine lange Tradition. So wurde bereits 1975 dem ehemaligen Verteidigungsminister Georg Leber die Ehrenmitgliedschaft der Kameradschaft verliehen. Und getreu dem Motto, wer sich erinnert, der hat Zukunft, übergab vor 30 Jahren Hauptbootsmann Erich Kemnitzer in einer seiner ersten Handlungen als neuer Vorsitzender die Ehrenurkunde der Unteroffizier-Kameradschaft auch an den scheidenden Vorsitzenden Oberstabsfeldwebel Heinz-Günter Jansen, der 1. Ehrenvorsitzender wurde. Diese Tradition hat bis zum heutigen Tag Bestand.

Ein dickes Lob als Antrieb

Es war Verteidigungsminister Volker Rühe, der der Unteroffizier-Kameradschaft vor mehr als zwei Jahrzehnten den endgültigen Ritterschlag erteilte. Zum 25. Jahrestag des Internationalen Beer-Calls schrieb er 1997 folgendes Grußwort: „Im dienstlichen wie im außerdienstlichen Miteinander, über Dienstgrad-, Teilstreitkraft- und Nationalitätengrenzen hinweg, leisten sie unbürokratisch und zuweilen auch unkonventionell wirkungsvolle Unterstützung.“ Mit diesem Einsatz habe die UK-BMVg zum gegenseitigen Vertrauen beigetragen – sowohl im Westen als auch im Osten. „Die positive Resonanz auf Ihr Engagement ist Lohn und Ansporn zugleich, auf diesem bewährten Weg fortzufahren.“

Daran orientiert sich Oberstabsfeldwebel Hahn. Und so bleibt der UK-Vorsitzende auch im zweiten Corona-Jahr Optimist. „2021 wollen wir die Hoffnung nicht aufgeben, dass wir uns wieder zu einem Dienst-Abschluss-Bier, zum internationalen Empfang in Berlin, zur Fahrt der Pensionäre oder zu einer anderen Veranstaltung der Kameradschaft persönlich treffen können.“ Es ist ein guter Wunsch für diese einzigartige zivil-militärische Mischung.

André Spangenberg
Hardthöhenkurier